Mit Audi e-tron 55 Sportback quattro 1080 Kilometer von Augsburg nach Sarajevo
Kann man einen langen road trip nachhaltig machen? Ich habe es gewagt und fuhr mit dem Audi e-tron Sportback 55 quattro allein von Augsburg nach Sarajevo 1080 Kilometer.
„Du bist verrückt!“
– Meine Freunde lachen, als ich ihnen von meinem Vorhaben erzähle: einen Roadtrip von Augsburg nach Sarajevo mit einem reinen E-Fahrzeug. Einen Roadtrip von Augsburg nach Sarajevo – mit einem reinen E-Fahrzeug. Doch ich will es wagen, trotz der schlechten Infrastruktur von Ladesäulen. Wenn wir schon über nachhaltiges Reisen reden, dann lasst uns damit auch anfangen! Ich bin in Deutschland aufgewachsen und habe diese Strecke mit meiner Familie seit meiner Kindheit mindestens zwei Mal jährlich gefahren. Bis heute bereise ich gerne den Balkan, das Land meiner Vorfahren, gibt es dort noch so viel zu entdecken: Natur, Geschichte, Kulinarik.

Doch, welches Auto soll es werden? YouTube-Star Christopher von Car Maniac, dem Spezialisten für E-Mobilität, gibt mir einen wertvollen Tipp: „Wenn du eine Herausforderung suchst und Erfahrungen sammeln willst, dann fahre nicht mit einem Tesla.“ Als Audi-Fan beschloss ich, diese außergewöhnliche Reise mit einem Audi e-tron zu machen. Ein nachhaltiger Roadtrip nach Bosnien-Herzegowina, zu einer der schönsten Winterdestinationen weltweit.

Audi gefiel die Story, und sie stellten mir den Audi e-tron Sportback 55 quattro mit virtuellen Außenspiegeln als Testfahrzeug zur Verfügung.
Einen Tag bevor ich mich auf die Reise mache, treffe ich Car Maniac. Er gibt mir wertvolle Tipps mit auf den Weg und überlässt mir einen Juice Booster, eine mobile 22-kW-Ladestation, die mit allen erdenklichen Adaptern ausgestattet ist.

Es geht los – tschüss, Augsburg!
Am 14. Februar fahre ich um fünf Uhr morgens los. Es sind minus 11 Grad Celsius. Die Reichweite mit vollgeladener Batterie beträgt 280 Kilometer. Drive Selection ist im Efficiency-Modus, der Tempomat ist auf 130 km/h eingestellt. Heizung, Sitzheizung und Massagefunktion sind im Dauermodus aktiv.

Das Laden an den Hyperchargern in Deutschland und Österreich funktioniert problemlos. Die Reichweite bei voller Ladung beträgt 260 bis 280 km. Das Fahren ist ebenfalls angenehm, nicht nur wegen der Massagesitze. Dank Navigation und Tempomat denkt das Auto mit.
Wenn die Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 auf 100 km/h sinkt, reguliert das Auto alles von selbst. Ich muss wirklich nur noch lenken und mich der Musik hingeben! Auch die virtuellen Außenspiegel machen mir großen Spaß. Ich finde sie übersichtlich und hilfreich.
Ladeüberraschung Kroatien
In Slowenien muss ich gar nicht laden. Das nächste Durchreiseland ist Kroatien. Ich habe etwas Respekt, da die Infrastruktur für Ladesäulen noch nicht vollständig ausgebaut ist. Ich kombiniere die angezeigten Ladestationen des Audi-Navi-Systems mit der ABRP-App, die mir Car Maniac empfohlen hat. So finde ich etliche DC-Ladesäulen entlang der Autobahn, die vom Staat kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Von 40 % auf 100 % brauche ich etwa eineinhalb Stunden. Das ist wunderbar, um eine ausgiebige Pause zu machen.
Die „Elektrohürde” Bosnien
Kurz vor der bosnisch-herzegowinischen Grenze lade ich die Batterie voll. Was mich nach der Grenze erwartet, weiß ich nicht. Auch die bosnisch-herzegowinischen Grenzbeamten wissen nicht, was sie da vor sich haben im Bezug auf das Auto. Ob es ein Raumschiff aus einer entfernten Galaxis sei, fragen sie mich lachend. Vor allem die Außenspiegel, die keine sind, haben es ihnen total angetan. „Wissen Sie, es kommen viele verschiedene Autos bei uns an, aber einen solchen Wagen haben wir noch nie gesehen!“
Sie fragen mich, ob sie einen Blick hineinwerfen dürfen. Als sie merken, dass er elektrisch fährt, schütteln sie ungläubig den Kopf, weil sie sich nicht vorstellen können, dass ich die ganze Strecke aus Deutschland abgefahren bin. Sie machen sich sogar Sorgen, ob ich es bis Sarajevo schaffen werde, da sie keine Ahnung haben, wo man ihn vollladen könnte. Ich habe jedoch eine Liste von Audi BiH mit all den Ladestationen erhalten, die sie landesweit in Hotels angebracht haben.
Da eine volle Ladung nicht bis Sarajevo reicht, beschließe ich, in der Stadt Doboj zu übernachten und das Auto über Nacht zu laden. Bis hierher, etwa 900 Kilometer, habe ich etwa 11,5 Stunden gebraucht. Die Reise war vollkommen unkompliziert, um nicht zu sagen „langweilig“. Die Wallbox lädt mit 11 kW und braucht etwa sechs Stunden, um die halbleere Batterie vollständig zu laden. Am nächsten Morgen ist das Auto startklar und die restlichen 180 Kilometer bis zur Hauptstadt schaffe ich mit links.
Sarajevo
Die ersten Tage bin ich im Residence Inn by Marriott untergebracht. Zur Tiefgarage geht es mit dem Aufzug hinunter. Ich docke das Auto mit der mobilen Audi-Ladestation an die Starkstrom-Steckdose an und ruhe mich aus. Die nächsten zwölf Tage werde ich das Land mit einem Kameramann und Kollegen bereisen. In einigen Destinationen befinden sich Hotels mit Wallboxen, in anderen werden wir kreativ sein müssen. Die nächsten Tage drehen wir in den Bergen. Laden kann ich wunderbar im Hotel Hills am Stadtrand, das über zwei Wallboxen von Porsche verfügt. Das Hotelteam hat auch Parkplätze reserviert, sodass immer einer für meinen Audi frei ist. „Sie sind der zweite Gast mit einem reinen Elektrowagen“, erzählte mir ein Angestellter. Daher parken hier hauptsächlich Autos mit Verbrennungsmotor – einen E-Wagen erwartet man hier einfach nicht.

Auch das Team von Audi BiH freut sich auf meinen Besuch und stellt eine schnellere Ladesäule zur Verfügung. Langweilig ist mir nicht: Während das Auto an der Ladesäule hängt, trinke ich genüsslich meinen Tee in der Filiale und darf sogar die Werkstatt besuchen. Ich muss schmunzeln, denn an der Wand hängt das Wappen des Freistaats Bayern, der Heimat unseres Stars auf vier Rädern. Drei Produktionstage in Herzegowina stehen an.
Mostar
In Mostar kann ich vor der Weiterfahrt zu den kleinen historischen Orten Stolac und Blagaj in einem Hotel laden. Als wir am Hotel ankommen, teilt mir die Angestellte mit, dass sie keine Wallbox haben. Ich bitte sie, dies zu überprüfen. Zusammen mit einem Kollegen kommt sie zurück und sagt: „Wir haben tatsächlich eine! Glauben Sie mir, Sie sind die Erste, die danach fragt. Ich wusste gar nicht, dass wir eine haben!” Sie fragt mich, ob sie zusehen könnten, wie diese funktioniert.

In Bosnien und Herzegowina kein Problem! (Foto: Mirella Sidro)
In Stolac und Blagaj übernachten wir in Hostels. Beide bieten mir an, das Auto über Nacht an der Haushaltssteckdose zu laden. Ich nehme dankend an. Somit kann ich mir die Fahrten zum Hotel in Mostar sparen. Auch auf einem Campingplatz darf ich das Auto an der Starkstrom-Steckdose laden, während wir das Gebiet erkunden. Keiner möchte, dass ich dafür bezahle. Aber ich gebe ihnen gerne fünf Euro Trinkgeld. Das entspricht in etwa dem Preis für meine Ladung. Während in Sarajevo Minusgrade herrschen, ist Herzegowina mit mediterranem Klima gesegnet. Die Reichweite steigt bis auf 390 Kilometer. Kaum bin ich in Sarajevo angekommen, sinkt sie wie erwartet bei den winterlichen Temperaturen auf 280 km.

Die abenteuerliche Rückreise nach Deutschland
Zwei Wochen später geht es wieder zurück nach Augsburg. Die Rückfahrt wird abenteuerlicher als erwartet. Ich werde wieder in Doboj übernachten, um das Auto über Nacht voll aufzuladen. Für die Rückfahrt habe ich einen Sonntag ausgesucht, da ich mir wenig Verkehr und vor allem kaum Lastwagen erhoffe. Gegen zwei Uhr nachmittags fahre ich los. Meine erste Ladestation sollen Ionity-Säulen in Kroatien sein. Als ich sie erreiche, ist es bereits stockdunkel. Vier Säulen stehen erhaben da, aber keine ist funktionsfähig. Die Dame an der Tankstelle kann mir nicht helfen: „Wir verpachten nur das Land an die Hersteller. Mit den Säulen haben wir nichts zu tun“, erklärt sie mir. Ich fahre zur nächsten DC-Säule und verbrauche dort knapp zwei Stunden.
An den Grenzübergängen Bosnien–Kroatien und Kroatien–Slowenien verliere ich etwa fünf Stunden. Mit so vielen Reisenden habe ich in der Nebensaison inklusive Pandemie einfach nicht gerechnet. Slowenien, das grünste Land Europas, ist vollgespickt mit Ladesäulen! Ein Glück! Doch ich habe mich zu früh gefreut. Egal, bei welcher ich anhalte – es ist schon zwei Uhr in der Früh – ich kann nicht laden. Die Säulen nehmen meine RFID-Karte nicht an. Also lade ich die App herunter und melde mich an. Doch auch dann funktioniert es nicht. Ich laufe wieder zur Tankstelle, um nachzufragen, und erhalte dieselbe Antwort wie in Kroatien. Das Land ist nur an den Anbieter verpachtet. Allerdings haben sich bereits mehrere Leute von außerhalb beschwert, dass die Säulen nicht funktionieren würden. Ich habe nun ein Problem.
Mit nur noch acht Prozent Akkuladung werde ich es nicht bis zum nächsten Hypercharger schaffen. Es ist mittlerweile vier Uhr morgens in Ljubljana. Ich rufe im Radisson Hotel an und frage, ob sie eine Wallbox haben. „Wir haben einen Destination Charger von Tesla, allerdings weiß ich nicht, ob er funktioniert. Kommen Sie gerne vorbei, dann versuchen wir es einfach!“ Er funktioniert. Doch die Ernüchterung folgt sogleich – er lädt mit 7,5 kW! Ich verbringe etwa drei Stunden in der Tiefgarage und versuche, ein bisschen zu schlafen. Immerhin bin ich schon seit 13 Stunden unterwegs. Mit dieser Ladung schaffe ich es gerade noch bis zum Hypercharger an der slowenisch-österreichischen Grenze.
Wenn alle Stricke reißen sollten, habe ich ja noch den Juice Booster. Also bin ich ganz entspannt. Stolz stehen sie da, die vier Grazien von Ionity. Die erste funktioniert nicht, die nächsten zwei auch nicht. Ich parke das Auto noch einmal um, um mein Glück an der vierten Säule zu versuchen. Das ersehnte „Connected“ leuchtet auf! In 35 Minuten ist die Batterie vollgeladen. Die restlichen 600 Kilometer verlaufen wieder problemlos. Nach 27 Stunden komme ich in Augsburg an. Ich bin erschöpft, aber auch glücklich. Ich habe es geschafft!
Mein Fazit
Auch bei guter Vorbereitung und Organisation kann man sich nicht darauf verlassen, dass alles reibungslos verläuft. Die Infrastruktur ist in einigen Gebieten noch zu schwach und die versprochene Funktionalität ist nicht immer gegeben. Doch die Vorteile überwiegen, weshalb ich die Reise immer wieder mit dem Audi e-tron machen würde. Über meine Roadtrips zu berichten, ist meine Leidenschaft. Dass wir für den Klimaschutz und unsere nachfolgenden Generationen auf unsere gewohnte Lebensweise verzichten müssen, ist Fakt. Und das mache ich gerne. Verzicht bedeutet jedoch nicht, dass man dabei etwas verliert. Wir können sogar gewinnen! Die E-Mobilität steckt zwar noch in den Kinderschuhen und ja, auch hier ist nicht alles ideal, wenn man an die Herstellung und Verwertung der Ionen-Lithium-Batterien denkt. Doch sie ist eine bessere Alternative. Und ein Punkt ist entscheidend. Elektrofahrzeuge machen uns unabhängig von Erdöl, das nur noch begrenzt verfügbar ist. Strom ist dagegen für jeden zugänglich. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass er sauber ist.
Und die Charging Preise?
Beim Laden spart man effektiv kein Geld. Im Gegenteil, es könnte sogar teurer werden als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Langfristig gesehen zahlt sich ein E-Fahrzeug jedoch definitiv aus, da der Gang zur Autowerkstatt kaum nötig ist.

Es fühlt sich gut an, dass auch die beliebten Long-Road-Trips nachhaltig durchgeführt werden können. Ich liebe die Stille im Auto und die komfortable Fahrt. Auch die Reaktionen der Leute sind im positiven Sinne unbezahlbar. Sie bezeichnen mich als mutig oder verrückt. Aber ihre Blicke sind immer bewundernd. Mir selbst war es nicht bewusst, doch auch Männer auf dem Balkan gestehen mir, dass sie nicht den Mut hätten, diese Strecke allein abzufahren. Sie finden es toll, dass ich als Frau dieses Abenteuer gewagt habe. Bei mir war es nicht der Mut, sondern die Neugierde, die mich antrieb. War es nicht Bertha Benz, die Frau von Carl Benz, die 1888 die erste lange Reise von 106 Kilometern unternahm? Sie tat es ohne das Wissen ihres Mannes, da er die Funktionsfähigkeit seines eigenen Fahrzeugs anzweifelte. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer.
Mein mobiler Begleiter – Audi e-tron Sportback 55 quattro
- Höchstgeschwindigkeit in km/h: 200
- Elektrische Dauerleistung in kW: 100
- Elektrische Peakleistung in kW (im Boost): 265 (300)
- Elektrisches Drehmoment in Nm (im Boost): 561 (664)
- Batterietyp / Batterie-Energiegehalt: Lithium-Ionen / Brutto 95kWh / Netto 86,5 kWh nutzbar
- Elektrische Reichweite auf Basis des Stromverbrauchs im kombinierten WLTP-Fahrzyklus in km*: 373 – 452
- Stromverbrauch kombiniert in kWh/100 km: 24,0 – 21,6 (NEFZ); 25,9 – 21,6 (WLTP)
- Mein durchschnittlicher Stromverbrauch: 27 kWh/100 km / 3100 km / Winterzeit
- Elektrische Beschleunigung 0-100 km/h in s (im Boost): 6,6 (5,7)
- Grundpreis: ab 81.500 €
- Preis meines Testfahrzeugs Audi e-tron Sportback 55 quattro S line: ca. 113.000 €

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