Wandern in Bosnien und Herzegowina – Schöne Berge, die keine Fehler verzeihen
Sieben australische Touristen mussten beim höchst gelegenen und ältesten Bergdorf Lukomir in Bosnien und Herzegowina gerettet werden, nachdem sie sich nachts ohne Guide auf den Berg Obalj begeben hatten. Dieses Mal ging alles gut. Doch nicht immer haben solche Geschichten ein gutes Ende. Über die Faszination und die Gefahren des Wanderns in Bosnien und Herzegowina spricht Nadin Kevelj, Hauptkoordinator der Rettungsaktionen des GSS (Bergrettungsdienst) der Föderation BiH
Herr Kevelj, wie lange sind Sie schon beim GSS?
Fast 20 Jahre.
Warum sind Sie der Bergrettung beigetreten?
Unsere Mitglieder stammen aus den unterschiedlichsten Berufen und Altersgruppen. Was uns verbindet, ist die selbstlose Bereitschaft, anderen zu helfen. Viele von uns sind leidenschaftliche Bergsteiger, Skifahrer oder Alpinisten. Der GSS gibt uns die Möglichkeit, diese Leidenschaft sinnvoll einzusetzen – jederzeit einsatzbereit, Tag und Nacht, bei Sonne oder Sturm. Es ist eine Herausforderung, aber auch eine Ehre.

„Die meisten Einsätze betreffen ausländische Touristen“
Wie häufig haben Sie Einsätze in den Bergen?
Das ist sehr unterschiedlich: manchmal drei Einsätze in drei Tagen, manchmal monatelang kein einziger. Am meisten Arbeit haben wir im Sommer, wenn die Wandersaison auf ihrem Höhepunkt ist, und im Winter, wenn Wintersportler unterwegs sind.

Wer sind die Menschen, die Sie am häufigsten retten müssen?
In den letzten Jahren verzeichnen wir einen Anstieg von Such- und Rettungsaktionen in den Bergen Bosnien und Herzegowinas. Unter den Betroffenen dominieren ausländische Touristen – meist aufgrund mangelnder Ortskenntnis, schlechter Ausrüstung oder fehlender Navigationsgeräte. Zwar sind auch einheimische Wanderer gelegentlich betroffen, doch bei ausländischen Besuchern stellen wir häufiger fehlende Orientierung, ungeeignetes Schuhwerk und mangelnde Information über die Schwierigkeit der Routen fest.
„Jeder Einsatz ist gefährlich“
Setzen Sie sich bei Rettungsaktionen selbst in Gefahr?
Bergretter gehen dorthin, wo andere nicht hinkommen – in Dunkelheit, Nebel, Schnee und Felswände –, um Leben zu retten. Bei fast jedem komplexeren Einsatz setzen wir uns echten Gefahren aus: unzugängliches Gelände, extreme Wetterbedingungen, nächtliche Suchen. Besonders riskant sind Einsätze in den Bergen Prenj, Čvrsnica, Velež, Maglić – dort gibt es Lawinenzonen, schmale Grate und steile Wände. Zudem arbeiten wir in Gebieten, in denen immer noch Minen liegen können, und retten Verunglückte oft an Orten, die Seiltechniken oder Hubschrauber erfordern. Erschöpfung, Schlafmangel, Zeitdruck und schwere Lasten erhöhen das Risiko zusätzlich. Unsere Retter sind zwar hoch ausgebildet und vorsichtig, doch die Gefahr ist stets präsent – durch rutschiges Gelände, Lawinen, Steinschlag oder körperliche Überlastung.

„Der Fall des deutschen Arztes war eine Tragödie“
Was war der tragischste Fall, an den Sie sich erinnern?
Der deutsche Arzt, der im September verschwand und fast ein Jahr später tot im Prenj gefunden wurde. Er war allein unterwegs und hatte niemandem seine Route mitgeteilt. Ohne solche Informationen ist eine Suche extrem schwierig und gefährlich – selbst für uns. Dieser Fall zeigt, wie wichtig Vorbereitung und Kommunikation sind.
„Viele unterschätzen die Berge“
Welche Fehler machen Touristen am häufigsten?
Viele unterschätzen die Schwierigkeit des Geländes und die Wetterbedingungen. Häufige Fehler sind mangelnde Vorbereitung – ungeeignetes Schuhwerk, fehlende Ausrüstung, keine Informationen über die Route. Auch die Wettervorhersage wird oft ignoriert. Hinzu kommt, dass viele alleine gehen, ohne Begleitung oder Guide, besonders in schwierigen Gebieten. Wir appellieren an alle Wanderer: informiert euch vorher, nehmt die richtige Ausrüstung mit, und teilt immer eure Pläne mit, um Risiken zu verringern.

„Weniger Kommerz, mehr Wildnis“
Was unterscheidet Wandern hier von beispielsweise Deutschland?
Unsere Berge sind wilder, ursprünglicher und weniger erschlossen. Viele Wege sind schlecht markiert, die Infrastruktur ist dünn, das Wetter kann plötzlich umschlagen. Das macht es anspruchsvoller, aber auch zu einem besonderen Abenteuer: weniger Kommerz, mehr Wildnis, mehr Freiheit.
„Respektiert die Natur und die lokalen Regeln“
Was ist am wichtigsten, wenn man in den Bergen unterwegs ist?
Eine gute Planung ist die halbe Miete: informiert euch über die Route, ihre Länge, den Schwierigkeitsgrad und die Wetterlage. Die richtige Ausrüstung ist Pflicht – stabile Wanderschuhe, wetterfeste Kleidung im Zwiebellook, ausreichend Wasser und Nahrung sowie Navigationsgeräte. Geht niemals allein in schwieriges Gelände und hinterlasst immer Informationen über eure Pläne. Das Wetter in den Bergen kann schnell umschlagen – im Zweifel gilt: lieber umkehren, als ein Risiko eingehen. Achtung auch vor einer oft vergessenen Gefahr: In einigen Regionen besteht nach wie vor Minengefahr. Deshalb unbedingt auf markierten Wegen bleiben. Und zuletzt: Respektiert die Natur und die lokalen Regeln. Nur so können wir dafür sorgen, dass die Berge in ihrer Schönheit und Ursprünglichkeit auch für kommende Generationen erhalten bleiben.

„Wandern hier ist ein einzigartiges Abenteuer“
Trotz all der Gefahren: Warum sollte man in Bosnien und Herzegowina wandern gehen?
Weil unsere Natur noch unberührt ist, weil die Berglandschaften in Bosnien und Herzegowina so wild, abwechslungsreich und majestätisch sind, dass sie jeden Schritt zu einem Erlebnis machen – und weil jede Route nicht nur durch Felsen und Wälder führt, sondern auch durch Geschichte und Kultur. Hier bedeutet Wandern mehr als nur Bewegung: Es ist ein Eintauchen in Stille und Weite, ein Abenteuer fernab der überlaufenen Touristenpfade, ein Gefühl tiefer Verbundenheit mit der Natur. Dazu kommt die Herzlichkeit der Menschen, die jede Begegnung am Wegesrand zu etwas Besonderem macht. Wandern in Bosnien und Herzegowina ist erschwinglich, offen für Anfänger wie für erfahrene Alpinisten – und bleibt vor allem eines: ein echtes Abenteuer für alle, die Authentizität suchen und spüren wollen, wie es ist, wirklich frei zu sein.

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