Luxus Après Hiking oder Ski und leichte Kost – wir besuchten The Japanese by The Chedi Andermatt, das höchst gelegene japanische Gourmet-Restaurant in der Schweiz
Es muss doch irgendwo hier sein?!? Bin ich tatsächlich am Fünfsterne Deluxe Hotel The Chedi Andermatt vorbeigefahren? Einem der Leading Hotels of the World? Doch, bin ich!
Dafür fällt mein mobiler Begleiter umso mehr auf. Der Audi RS Q3 Sportback in Turboblau zieht regelrecht die Blicke auf sich. Mich hat er auch in den Bann gezogen vom ersten Ride an. Die 400 Pferdestärken gleiten flüssig über die Serpentinen der Schweizer Alpen hoch. Nur noch die kurvenreiche Oberalpstrasse hoch und dann bin ich schon da. Ich erwartete eine auffällige Einfahrt oder ein übergroßes Schild. Doch alles ist ruhig und zurückhaltend, wie die wunderbare Schweiz selbst.
Nur noch die kurvenreiche Oberalpstrasse hoch und dann bin ich schon da. Ich erwartete eine auffällige Einfahrt oder ein übergroßes Schild. Doch alles ist ruhig und zurückhaltend, wie die wunderbare Schweiz selbst.
Der Mitarbeiter am Empfang lächelt mich an: „Schön, dass Sie unser Gast sind! Sie werden schon oben auf dem Berg erwartet.“ Mit oben meint er das im Dezember 2019 eröffnete The Japanese by The Chedi Andermatt. Für mich geht es hoch auf 2300 Meter Höhe mit einer Gondel zum Andermatter Hausberg Gütsch. Diese Art von road trip in die Berge ist eine Wonne für meine Augen – schneebedeckte Spitzen soweit mein Blick reicht. Schon erscheint die Hütte am Horizont. Ein moderner Stein- und Holzbau, wie aus dem Felsen herausgewachsen. Ich steige aus. Zum Eingang sind es keine 10 Schritte.
Das Interieur ist auf das Wesentliche reduziert und modern, einem Feng Shui Prinzip gleich. Nichts ist zu wenig oder zu viel. Alles ist in Balance. Executive Chef Dietmar Sawyere ist schon hinter der Theke an seinen Kreationen dran zusammen mit seinen Sushi Meistern. 2016 übernahm er die Küche im The Japanese Restaurant im Haus. Schon ein Jahr danach wurde es unter seiner Führung mit einem Stern von Guide Michelin und 16 Punkten von Gault Millau ausgezeichnet.
Daniel Merk, Manager des höchst gelegenen japanischen Restaurants in der Schweiz und Sake Sommelier, begleitet mich zu meinem Tisch auf der Terrasse. Ich habe einen wunderbaren Platz neben der Bar und einen Ausblick auf die Berge. Es weht eine kühle Brise und die Sonne scheint. Es war mutig, ein japanisches Gourmet Restaurant in dieser Höhe zu eröffnen gleich neben einer Skipiste. „Wir haben unser Konzept aus dem Hause einfach ‚nach oben‘ übertragen. Nachdem wir unsere Pforten öffneten wurden wir regelrecht überrannt.
Diese Kombination aus Luxus Après Ski, live Krug Party mit DJ auf der Terrasse und leichte Küche kommt bei unseren Gästen sehr gut an. Wir wurden auch schon mit 14 Punkten von Gault Millau belohnt. Jetzt hast Du sicherlich Hunger!“ Daniel lächelt während er mir einen Genmaicha einschenkt. Ich habe Hunger. Die frische Bergluft ist schuld daran … Und natürlich die Neugierde auf die Küche, die auch außerhalb der Schweizer Grenzen bekannt ist und sehr großen Anklang findet. Einige Wochen müssen Gäste teilweise auf einen Tisch warten, da der Andrang sehr groß ist. Nur 38 Sitzplätze zählt das Restaurant, 34 die Terrasse. First Come First Serve – fair play wird großgeschrieben.
Ich lerne viel über die japanische Küche während der Gänge. Ihr Sushi Meister kommt auch aus Japan. „Als er bei uns anfing trafen wir ihn verzweifelt in der Küche abends an. Er erklärte uns, er sei traurig, weil er keinen guten Job getan hätte. Wir waren überrascht über seine Reaktion und fragten wie er darauf käme?!? Er zeigte auf die halb vollen Teller, die ihm vermittelten, dass es den Gästen nicht geschmeckt hätte. Wir mussten ihm erklären, dass dies in Europa nicht zutreffe. In Japan isst man seinen Teller leer aus Respekt zur Küche. Bei uns in Europa … Nun ja …“ Das stimmt mich nachdenklich. Ich erinnere mich an ein Lunch mit einer guten Freundin, die sehr lange in Japan gelebt hat. Wir hatten uns bei unserem Asiaten verabredet. Sie versuchte die letzten Reiskörner mit ihren Stäbchen aus der Schüssel zu fischen. „Na, Dir muss es richtig gut schmecken“, kommentierte ich ihren mir fremden Vorgang ironisch. Sie lächelte und antwortete: „In Japan heißt es in einer Weisheit: ‚In jedem einzelnen Reiskorn steckt die Arbeit eines Bauern‘.“ Sprach und pickte weiterhin ruhig ihre Körner auf. Seitdem tue ich das auch.
Beliebte Spezialität ist Shidashi Bento, allerdings nicht klassisch in einer Box serviert, sondern in mehreren Porzellanschälchen. Die Misosuppe ist mit dabei wie erwartet. Ich löffle los. Daniel grinst wieder: „In Japan wird Miso Suppe als letzter Gang bei den Hauptspeisen gegessen. Bei uns wird sie nur als erster Gang serviert, weil es in Europa so üblich ist.“ Macht Sinn. Als flüssige Speise füllt sie angenehm den Magen. Vorher kann eine Suppe das Hungergefühl auch dämpfen. Wir können viel Nützliches von der japanischen Küche lernen, gilt sie nicht umsonst als eine der gesündesten weltweit. Von Udon mit Shrips, 24 Stunden eingelegten und dann gegrillten Fisch bis hin zum Algensalat mit Tofu ist alles dabei. Unter der Wein- und Sakebegleitung wird jeder etwas für seinen Gaumen finden. „Viele denken, Sake wäre ein Reisschnaps. Aber es ist viel mehr.“ Mit 111 verschiedenen Sorten ist es die erlesenste und größte der Schweiz. Gereicht wird er in original japanischen Sake Gläsern, die ich vorher so nie sah.
Ich genieße meinen alkoholfreien Weißwein zum Dessert. Ich habe sehr viel gegessen, aber auch viel dazu gelernt. Mein Magen und Geist sind wohl genährt. Ichi Go … Ichi E (übers. „nur für diese Zeit“) steht auf der ersten Seite der Menükarte. Genieße den Zeitpunkt jetzt. Im The Japanese by The Chedi Andermatt haben mir die Menschen und der Ort einzigartige Augenblicke geschenkt. Domo Arigato.