Ein offener brief

In Memoriam Jovan Divjak 11.03.1937 - 08.04.2021

“Die Tage des Lebens in Sarajevo waren Tage der Liebe”

Meine Etappen

Ein offener brief

In Memoriam Jovan Divjak 11.03.1937 - 08.04.2021

“Die Tage des Lebens in Sarajevo waren Tage der Liebe, des Respekts und der
Wertschätzung.”

Meine Etappen

"Ein Symbol für Menschlichkeit und Gerechtigkeit"

Zum ersten Mal traf ich Jovan Divjak 2012 bei der Premiere des Films „Tomate“ meiner
Schwester. Nach der Premiere stand ich mit meiner Familie und meiner Schwester
zusammen. Er kam auf uns zu und dankte Sabina für den Film. Wir unterhielten uns ein
wenig, bevor er mit seiner Frau das Theater verließ. Dort war ich schon begeistert von
seinem charismatischen Geist.

2014 besuchte ich zum ersten Mal den Jüdischen Friedhof in Sarajevo. Da sehe ihn von
hinten zusammen mit einer Gruppe junger Leute. Er spricht mit ihnen auf Französisch. Ich
würde gerne zu ihm hingehen, um diesen großartigen Mann zu begrüßen. Doch wer bin
ich schon, um mich ihm zu nähern? Als sich die Gruppe Richtung Ausgang bewegt, nehme
ich meinen ganzen Mut zusammen und gehe auf ihn zu. Ich habe ihn seit zwei Jahren
nicht mehr gesehen. Ob er mich überhaupt noch kennt? Ich grüße ihn freundlich und
respektvoll. Er sieht mich an und sagt: „Wir kennen uns. Wir haben uns bei der Premiere
des Films “Tomate” getroffen.“ Er nimmt meine Hand und küsst sie wie ein Gentleman.
Er erzählt mir, dass er als Guide den jungen Franzosen die Geschichte von Sarajevos näher
bringen möchte. Ich frage ihn, ob er mir ein Interview für meine Blog-Seite Balkanblogger
geben würde. “Schreiben Sie mir Ihre Telefonnummer und E-Mail-Adresse auf.” Ich
schickte ihm Fragen und er beantwortet sie zeitnah!

Wir wollten uns diesen Februar treffen und über seine Organisation sprechen, aber es war

mal wieder keine Zeit … Am 08. April schloss Jovan Divjak für immer seine Augen.

Er wird als ein Bürger Sarajevos und Gentleman der alten Schule in Erinnerung bleiben,
der die Stadt aus seiner tiefsten Seele liebte, sich ihr ergab und nicht von der Seite rückte
in ihren schwierigsten Zeiten.

Für Bosnien und Herzegowina ist Jovan Divjak ein Symbol für Menschlichkeit und
Gerechtigkeit, der all seine Kraft investierte, um eine multikulturelle und friedvolle Zukunft
für die jetzigen und nachfolgenden Generationen zu bauen. Noch während des
Balkankriegs gründet er 1994 die Organisation „Obrazivanje gradi BiH“, die sich um
Kriegskinder aller Volksgruppen aus schwierigen Lebensverhältnissen kümmert und ihnen
eine Ausbildung ermöglicht.

Divjak erhielt als erster Bosnier-Herzegowiner die höchste Auszeichnung der französischen

Ehrenlegion. Er ist Ehrenbürger der Städte Grenoble, Villerest, Saumur, Padova.

Es ist schade, dass über Menschen Bosniens wie Jovan Divjak kaum berichtet wird in

Deutschland. Sein Werk dient nicht nur zur Wiedererlangung des Glaubens an die

Menschheit im Land, sondern außerhalb der Landesgrenzen.

Zum Gedenken an Jovan Divjak, General der Armee von Bosnien und Herzegowina, las
sein Enkel Gregor bei der offiziellen Trauerfeier einen Brief vor, den dieser ehrenwerte
Offizier und große Humanist an die Bürger von Sarajevo und Bosnien-Herzegowina
schrieb, nachdem er erfuhr, dass er krank war.

"Opa, ich bin stolz auf dich"

Liebe Freunde,
Danke, dass Sie gekommen sind, um mich zu einem besseren Leben zu führen, wie es in
der Tradition einer Nation heißt. Für mich war dieses angenehm, glücklich und reich. Ich
weiß, dass Sie die Traurigkeit des Abschieds gebrochen hat so wie mich, während ich dies
schreibe. Ich nahm an Hunderten von Beerdigungen teil, auf denen ausgewählte Personen
nur Bestes über die Verstorbenen sprachen. Alles Gute über den Verstorbenen, so wie es
der Brauch unter dem Volk ist.

Ich denke, es ist für mich, Jovan Divjak, selbstverständlich, über mich selbst zu sprechen,
und einige meiner engen Freunde werden es vorlesen, die mutig sein werden, dies
emotional zu lesen, ohne eine einzige Träne zu vergiessen.

Bei Beerdigungen und Beerdigungen begann die Ansprache mit „Er war ein guter Mann“.
Wie ich war, wissen diejenigen, die hier anwesend sind. Mal so oder so, aber ich bin mir
sicher, dass ich ein moralischer und ehrlicher Mann war im wahrsten Sinne des Wortes.
Natürlich und bescheiden.

So bin ich erzogen worden von der Familie meiner Mutter Emilia und meines Vaters Dušan.
Und so haben meine Frau Vera und ich unsere Söhne Zelimir und Vladimir großgezogen.
Ich erreichte den Höhepunkt meines Lebens, als mein Enkel Gregor mir schrieb: „Opa, ich
bin stolz auf dich“.

Ich wurde 1937 in einem Belgrader Krankenhaus geboren und mein Lebensweg mit
meinen Eltern führte mich vom Dorf Šuvajići zum Donauufer bei Smederevo, vom Dorf
Jablanjac nach Bosanska Krupa, wo mein als Vater Lehrer arbeitete und meine Schwester
Nada im Jahr 1940 geboren wurde.

Mein Vater diente von 1941 bis 1944 in Rumänien in Bela Crkva und in der bosnischen
Krajina, wo ich mit der Grundschule anfing. Ich absolvierte meine Abschlussprüfungen in
der Zeit von 1950 bis 1959 in Zrenjanin.

Meine mutige Mutter hatte es sehr schwer, eine dreiköpfige Familie zu ernähren. Sie
schickte mich zur Militärakademie nach Belgrad, da sie mein Studium nicht bezahlen
konnte.

Ich habe in Titograd und Belgrad gedient, jahrelang in Paris studiert und ab1966 in
Sarajevo gedient. Ich absolvierte die Kriegsschule und während ich meine Pflicht erfüllte,
erfüllte ich auch die Pflicht eines Taktiklehrers und war Leiter der Taktikabteilung in der
Kaserne von Marschall Tito in Sarajevo.

Von 1984 bis 1989 war ich Kommandeur der Territorialen Verteidigung des Mostar-Distrikts
und von 1989 bis 1991 Kommandeur des Sarajevo-Distrikt. Um zu prahlen: Ich erhielt eine
hohe Note für die Erfüllung dieser Aufgaben.

Ab dem 8. April 1992 übte ich die Aufgabe des stellvertretenden Befehlshabers der
Territorialen verteidigung RBiH aus und hatte bis zum 1. März 1997 verschiedene
Positionen im Hauptquartier der Streitkräfte der Republik Bosnien und Herzegowina inne.

Die Zukunft liegt in der Jugend

Liebe Mitglieder der Armee von Bosnien und Herzegowina,
Es liegt an Ihnen, zu beurteilen, wie ich als Soldat, Profi, Mann und Mitstreiter war.
Erinnert Euch so an mich und erzählt es Euren Lieben. Es ist die ehrenvollste Zeit in
meinem Berufsleben. Hoch geschätzte Mitglieder der Armee der Republik Bosnien und
Herzegowina, seien Sie stolz auf Ihren Beitrag zur Verteidigung von Bosnien und
Herzegowina innerhalb seiner historischen Grenzen und zur Erhaltung der bürgerlichen
und weltlichen Gemeinschaft. Erziehen Sie Ihre Familien auf dieser Grundlage.

Wir haben niemandem etwas weggenommen oder jemanden daran gehindert, ihr Eigenes
zu besitzen.

Das Wertvollste, war wir in den letzten 27 Jahren ist geschafft haben, ist bei der Bildung
von Kindern und Jugendlichen in Bosnien und Herzegowina auszuhelfen durch Stipendien,
Reisen in 18 Länder, Ermöglichen von Sommerferien, Exkursionen für Kinder mit
Behinderungen, besonderen Entitäten, Opfer des Krieges sind, und Jugendliche aus
Republik Srpska. 7.300 von ihnen erhielten Stipendien, über 4.500 verbrachten Winter-
und Sommerferien.

Vielen Dank an alle Mitglieder des Vereins, die Wissen von Mersiha, Meliha, Meha, Eda und
mir aus einem Vierteljahrhundert übernommen haben.

Ein junger, gut ausgebildeter und wohl erzogener Mann kann sich selbst, seiner Familie
und der Gemeinschaft nützlich sein. Nehmen Sie, was Sie im Haus der Liebe gelernt und
erhalten haben, und verwerfen Sie, was Sie nicht für gut halten. Vielen Dank an junge
Menschen, die unabhängig, familiär und erfolgreich geworden sind.

Duvjak und das Volk

Liebe Bürger Sarajevos, ein halbes Jahrhundert Leben war ich unter euch.
Nachbarn, Friseure, Schneider, Verkäufer und Verkäuferinnen auf den Märkten,
Zeitungsverkäufern und Ihnen, die in Institutionen für Kultur, Kunst und Sport arbeiten –
vielen Dank.

Ich war einer von Euch an sonnigen und regnerischen Tagen. Es gibt keine besseren
Menschen außer denen, mit denen meine Frau Vera und ich warmerfüllte Gespräche
führten.

Die Tage des Lebens in Sarajevo waren Tage der Liebe, des Respekts und der
Wertschätzung.

Ich entschuldige mich, falls ich jemanden unabsichtlich verletzt habe. “Halalite mi”, wie
man in diesen Breitengraden zu pflegen sagt.

Ich ließ eine Träne fallen bevor ich meine Augen schloss. Lasst jetzt Eure fallen.

Möge das bosnische Land mit der Liebe, die ich mit mir habe, glücklich sein.

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