Jovan Divjak: „Ich wünsche mir Frieden, Liebe und Toleranz!“

Jovan Divjak: "Ich wünsche mir Frieden, Liebe und Toleranz!" 1

Jovan Divjak: "Ich wünsche mir Frieden, Liebe und Toleranz!" 2Als ich letzten Sommer den jüdischen Friedhof in Sarajevo besuchte, traf ich dort eine Gruppe fransösischer Jugendlicher an. Begleitet wurden sie von Jovan Divjak, der ihnen in französischer Sprache die Bedeutung dieses Ortes und seine historische Bedeutung für Europa erklärte. Er hielt inne, als er mich sah und begrüßte mich freundlich. Ich bin nur einmal Herrn Divjak begegnet – bei der Premiere des Kulrzfilms «Tomate» von meiner Schwester in Sarajevo. Das war 2012, vor zwei Jahren. Er erinnerte sich an mich und meinen Namen. Wir unterhielten uns über Sarajevo und Bosnien. «Ich bin hier, um den Jugendlichen das schöne Sarajevo und seine wichtige Geschichte näher zu bringen. Ich erkläre ihnen, dass Sarajevo nicht das «Jerusalem von Europa» ist. In Jerusalem kämpfen die Religionen untereinander. Das ist hier nie passiert. Wir leben hier alle zusammen in Frieden.»

Jovan Divjak mit französischen Jugendlichen auf dem Jüdischen Friedhof in Sarajevo
Jovan Divjak mit französischen Jugendlichen auf dem Jüdischen Friedhof in Sarajevo

Wenn es einer wissen muss, dann er. Während des Balkankriegs führte der in Serbien geborene Jovan Divjak die multiethnische bosnische Armee als General an. “Ich bin Bosnier und die Tatsache, dass meine Mutter mich in einem Belgrader Krankenhaus zur Welt gebracht hat, tut nichts zur Sache.“ hat der 77-jährige mal gesagt. Für die Menschen in Bosnien und Herzegowina ist Jovan Divjak ein Symbol für Menschlichkeit und Gerechtigkeit. Noch während des Balkankriegs gründet er 1994 die Organisation „Bildung baut Bosnien“, die sich um Kriegskinder aller Volksgruppen aus schwierigen Lebensverhältnissen kümmert und ihnen eine Ausbildung ermöglicht. Bis heute engagiert er sich für ein friedvolles und multiethnisches Bosnien und Herzegowina. Divjak erhielt als erster Bosnier die höchste Auszeichnung der französischen Ehrenlegion. Der Ehrenbürger der Städte Grenoble, Villerest, Saumur, Padova und Montesilvano reist viel um die Welt und kehrt immer wieder gerne nach Sarajevo zurück. Im Interview erzählt Onkel Jovo, wie er liebevoll von der Bevölkerung genannt wird, weshalb es unsere Pflicht ist, Kindern, die Opfer des Krieges geworden sind, eine gute Bildung zu ermäglichen und seine Liebe zum Land und seinen Menschen.

Jovan Divjak (Foto: Alen Velagic)
Jovan Divjak (Foto: Alen Velagic)

Vor 20 Jahren, noch während des Krieges in Sarajevo, haben Sie die Organisation «Education baut BiH» gegründet. Weshalb war dies damals der richtige Moment?

Während des Krieges wurde eine große Anzahl von Kindern in Bosnien-Herzegowina (folgend BiH) getötet. Es kam zu Verzögerungen in der Schulausbildung nach dem Krieg aufgrund der zerstörten Schulen. Bildung ist das Grundgerüst eines jeden Staates und das hätte direkt nach dem krieg komplett erneuert werden müssen. Damals war dies leider nicht der Fall.

Wie kamen sie auf die Idee, eine Organisation zu gründen?

Ich erinnerte mich an meine Situation nach dem zweiten Weltkrieg. Ich ging in Zrenjanin und Bosanska Krupa in die Schule und da war eine große Anzahl an Flüchtlingen. Ich bekam damals ihre Schwierigkeiten mit. Das war ein Motiv, das mich zur Gründung dieser Organisation bewegte, um Kindern die bestmögliche Bildung ermöglichen zu können. Wenn Kinder Opfer des Krieges sind, müssen wir uns um sie kümmern. Gleich nach der Gründung wurden wir sogleich von 60 Bürgern aus verschiedenen Gesellschaftsständen unterstützt.

Erinnern Sie sich an den Moment, als Ihnen klar wurde, dass Sie das Ziel mit ihrer Organisation erreicht haben?

Als wir damit anfingen, war es ein Weg ins Unbekannte. Und wir wussten, dass es ein langer Missionsweg werden würde. Dank dem großen Enthusiasmus und der Philanthropie funktioniert die Organisation nun seit 20 Jahren.

Sie waren in der Jugoslawischen Nationalarmee, als der Krieg in Bosnien-Herzegowina anfing. Weshalb beschlossen Sie, an der Seite von Bosnien-Herzegowina zu kämpfen?

Seit September 1984 war ich ich bei der Territorialverteidigung von BiH stationiert. Somit auch am Anfang des Balkankrieges im April 1992. Wo hätte ich auch gehen sollen? Ich lebe in Sarajevo seit 1966. Somit bin ich einer der ältesten Bewohner der Stadt im Vergleich zu den heutigen 60 Prozent der Bevölkerung.

Was bedeutet Ihnen Bosnien-Herzegowina?

Es ist die Heimat meiner Väter und Vorfahren. Es ist ein Land für ein schönes Leben, in dem ich viele Freunde gefunden habe. Ich bekomme Hochachtung für all das, was ich während des Kriegen getan habe und für meine Arbeit in der Organisation.

Sie reisen viel um die Welt und bekamen etliche Auszeichnungen verliehen. Doch sie kommen immer wieder gerne nach Sarajevo zurück. Was hat diese Stadt, was andere nicht haben?

Sarajevo hat eine sehr reiche Geschichte und ein wichtiges kulturelles Erbe. Die Stadt ist einzigartig. Hier begegnen sich Ost und West und hier findet man religiöse Toleranz. Traditionelle Festivals, wie «Winter in Sarajevo, Sarajevo Film Festival, MESS» sind international bekannt. Sarajevo hat die Hagada und die Vjecnica. Hier gingen die Nobelpreisträger Ivo Andric und Prelog Vladimir zur Schule. Sind das nicht Gründe genug, um nach Sarajevo zurück zu kehren?

Was wünschen Sie sich zukünftig für ihre Organisation, für Sarajevo und Bosnien-Herzegowina?

Frieden, Liebe und Toleranz!

Noch mehr Stipendien für meine Organisation, damit noch mehr Kinder aus schweren Lebensverhältnissen regelmäßig eine Schule besuchen können. Sarajevo wünsche ich, dass es seinen ursprünglichen Geist wiederfindet. Und Bosnien-Herzegowina wünsche ich Einigkeit unter den ethnisch gerichteten Politiker, damit sie einen gemeinsamen Weg in die NATO und EU finden.

Mehr zur Organisation und der Möglichkeit zum Spenden unter folgenden Link (leider nur in bosnischer Sprache, allerdings demnächst in Englisch verfügbar):

http://ogbh.com.ba/pristupnica/

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5 Kommentare

  1. Ein beeindruckender Mensch, der sein Leben für Ausgleich und Frieden zwischen den ethnischen und religiösen Gruppierungen eingesetzt hat. Die Hölle von Sarajevo, der Terror im Balkankrieg – da drängen sich die Schreckensbilder aus Syrien auf. Wir brauchen Vorbilder wie Jovan Divjak.

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