Film „Circles“: „Srdjan Aleksic hat ein zweites Leben verdient!“

In Memoriam - Srdjan Aleksic
In Memoriam – Srdjan Aleksic

Krugovi (Circles)* ist ein Film des serbischen Regisseurs Srdjan Golubovic aus Belgrad. Er erzählt die wahre Geschichte des Soldaten Srdjan Aleksic aus Trebinje in Bosnien-Herzegowina. Während des Balkankrieges wurde er 1993 in seinem Heimatort zu Tode geprügelt, weil er einen moslemischen Mitbürger verteidigte, der grundlos von bosnischen Serben niedergeschlagen wurde. Bis 2007 wusste keiner von diesem Ereignis in Serbien.

Film "Circles": "Srdjan Aleksic hat ein zweites Leben verdient!" 1
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Solche Geschichten wurden nicht verbreitet, von der Politik regelrecht tot geschwiegen.

Regisseur Golubovic erfährt von Aleksic‘ Schicksal beim Filmfestival in Baden, nachdem eine bosnische Dokumentation über den Soldaten Srdjan vorgestellt wurde. Golubovic ist beeindruckt vom Vater des toten Soldaten, der in der Dokumentation sagt: „ Auch wenn die Tat schrecklich ist, die meinem Sohn das Leben geraubt hat, hat sie doch ihren Sinn, wenn sie einen Menschen zum Guten beeinflusst.“ Er trifft sich mit ihm und beschließt, dass  Srdjan Aleksic ein zweites Leben verdient habe und die Menschen ein Recht auf  die Wahrheit hätten.

Srdjan Golubovic af dem 19. Internationalen Filmfestival von Sarajevo 2013
Srdjan Golubovic af dem 19. Internationalen Filmfestival von Sarajevo 2013

Zwei Jahren waren nötig, um das Drehbuch fertig zu stellen. „Ein guter Film braucht seine Zeit. Es war schwer, alle einzelnen Geschichten in einen Film harmonisch zu verpacken. Und es fiel mir schwer, mich von der Realität zu distanzieren“, erzählt Srdjan Golubovic. Der Vater des Opfers Rade Aleksic hatte keinen Einfluss auf das Drehbuch und sah ihn zum ersten Mal auf der Premiere: „Rade hat uns inspiriert und zu diesem Film animiert. Allein mit seiner Anwesenheit prägte er ihn“, erklärt der Regisseur.

Der Film ist hochkarätig besetzt. Sehr erfreut war das Team über die Zusage von dem berühmten serbischen Schauspieler Aleksandar Bercek, der die Rolle des Vaters Ranko von Marko spielt. Neben ihm sind weitere beliebte Schauspieler zu sehen wie Nebojsa Glogovac, Hristina Popovic und Emir Hadzihafizbegovic.

„Es ist nicht wichtig, was ich getan habe, sondern, das was Du nicht getan hast.“

Entstanden ist ein Film, dessen Thematik weltweit berührt. Es sind Sätze u.a. des Mörders wie „es ist nicht wichtig, was ich getan habe, sondern, das was Du nicht getan hast“, die einen in Gedanken versetzen. Srdjan Golubovic möchte mit diesen Sätzen niemanden beschuldigen.“Als wir in Trebinje einige Zeit verbrachten, um den Film zu drehen, sagten uns viele, dass sie damals eingegriffen hätten. Solche Worte gehen leicht über die Lippen. Für mich sind sie nichts anderes als Floskeln.“  Er hat während des Balkankrieges an der Filmakademie in Belgrad studiert. Regelmäßig ging er auf die Strasse, um gegen den Krieg in Bosnien und Herzegowina zu demonstrieren. Doch er findet, er hat zu wenig getan und wird wie der Arzt im Film mit dieser ‚Schuld‘ leben müssen. Auch der Bau der Kirche ist nicht im religiösen Zusammenhang zu sehen. Der Vater baut die Kirche Stein auf Stein. Und mit jedem Stein baut er die Erinnerung an seinen Sohn aus. Der Bau ist als sein Glaube an das Leben zu vertsehen.

Ob Serbien für diesen Film bereit sei, glaube er nicht: “ Natürlich wollen Leute wollen solche Geschichte hören. Doch die Politik vergiftet die Gesellschaft. Wir können evtl. die Menschen zum guten ändern. Vielleicht nicht so sehr die Erwachsenen, aber die Jugend. Ich glaube dennoch, das unsere Stimme schwach ist, denn die Gesellschaft wird politisiert. Man lässt sich mehr von Big Brother beeinflussen, als durch solch einen Film. Aber wir müssen solche gesellschaftlichen Themen aufgreifen. Je mehr es von uns machen, umso stärker wird auch unsere Stimme gehört werden“, betont Srdjan Golubovic.

„Ich habe keine Lust, mich vor ihnen zu rechtfertigen!“

Er hatte nicht vor, einen Polit- oder Kriegsfilm zu drehen. Doch er ist sich dessen bewusst, dass er einen politischen Aspekt beinhaltet: “ Wir haben einen offenen Film gedreht, der für alle ist. Nationalisten haben ihn nicht verstanden und ich habe keine Lust, mich vor ihnen zu rechtfertigen. Das ist mein Blick auf den Film, nämlich der des  humanitären Hintergrunds.“

Nach der Vorführung auf dem Sundance Filmfestival in Toronto, hauptsächlich vor einem amerikanischen Publikum, dessen Großteil nicht einmal wusste, wo Serbien oder Bosnien liegt, trat ein Vietnam-Veteran an das Team heran und bedankte sich bei ihm. Sie hätten einen Film gedreht, der über alle Menschen spricht. Er selbst hätte in Vietnam beinahe mit dem Leben bezahlt, weil er einen Einheimischen gerettet habe. Ein Teammitglied sagte: „Zu viele Menschen beschäftigen sich zu sehr mit dem Hass und zu wenige mit dem Guten.“

„Jeder, der mit guten Gedanken das Grab meines Sohnes besucht, macht ihn für mich lebendig.“

Im wahren Leben kümmert sich der Bosnier Alen Glavovic, der von Srdjan Aleksic gerettet wurde, um den Vater Rade: „Der Sinn des Lebens liegt für mich darin, Gutes zu tun. Nur dadurch wird positive Energie verbreitet, die verbindet.“ sagt er. Regelmäßig besucht er auch das Grab von Srdjan. Für Vater Rade bedeuten die Besuche am Grab seines verstorbenen Sohnes viel: „Jeder, der mit guten Gedanken das Grab meines Sohnes besucht, macht ihn für mich lebendig.“ In Trebinje gibt es bis heute kein Denkmal für Srdjan Aleksic.

Srdan Golubovic und seinem Team ist es mit diesem Film nicht nur gelungen, Srdjan Aleksic ein zweites Leben zu schenken,  sondern auch etwas Gutes für die Menschheit zu tun.

Der Film bekam Preise auf dem Sundance Filmfestival von Toronto und der Berlinale. Er ist auch heisser Kandidat für die Oskar-Verleihung 2014 als bester fremdsprachiger Film.

Zum Film

Es ist Krieg in Bosnien und Herzegowina – mitten in Europa. Es ist das Jahr 1993 in einer kleinen herzegowinischen Stadt, genannt Trebinje. Marko (Vuk Kostic), ein junger Soldat, kämpft auf der Seite der Serben. Doch er hegt keinen Hass gegenüber Andersgläubigen in der Stadt. Als er zusammen mit seinem Freund Nebojsa (Nebojsa Glogovac), einem Arzt, Zeuge wird, wie der moslemische Mitbürger Haris (Leon Lucev) grundlos von serbischen Soldaten brutal niedergeschlagen wird, schreitet er ein. Es gelingt ihm, sein Leben zu retten. Doch er muss dafür seines lassen. Er wird genau von diesen Soldaten zu Tode verprügelt, weil er sich eingemischt habe. Keiner schritt ein. Marko (Vuk Kostic) wurde seinem Schicksal überlassen.

Ranko (Aleksandar Bercek)
Ranko (Aleksandar Bercek)

Jahr 2008. Haris (Leon Lucev)  lebt mittlerweile in Deutschland, ist mit einer deutschen Frau verheiratet und hat zwei Töchter. Der Arzt Nebojsa (Nebojsa Glogovac) praktiziert als einer der besten Chirurgen in Belgrad und Ranko (Aleksandar Bercek) , der Vater von Marko, baut für seinen Sohn eine Kirche, Stein auf Stein in Handarbeit.

Bogdan (Nikola Rakocevic)
Bogdan (Nikola Rakocevic)

Auch 15 Jahre nach dem schrecklichen Mord an Marko (Vuk Kostic) lässt die Vergangenheit alle Beteiligten nicht ruhen, die auch auf die nächste Generation übergegangen ist. Bogdan ( Nikola Rakocevic), der Sohn eines der Verbrecher, möchte dem Vater beim Kirchenbau helfen und mit viel Geduld und Einfühlsamkeit gelingt es ihm, sein Vertrauen  zu gewinnen. Auf dem OP-Tisch des Arztes landet der damaliger Anführer der Todestruppe  schwer verletzt und appelliert an sein Gewissen. Haris (Leon Lucev) bekommt Besuch von Nada (Hristina Popovic), der damaligen Verlobten von Marko, die auf der Flucht mit ihrem Sohn vor ihrem brutalen Ehemann ist. Um ihr zu helfen, müsste er die Sicherheit seiner Familie aufs Spiel setzen.

Nebojsa (Nebojsa Glogovac)
Nebojsa (Nebojsa Glogovac)

Alle Beteiligten werden vor die Wahl gesetzt: helfen oder nicht – Menschlichkeit zeigen oder ignorant wegsehen.

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