Ford Ranger Raptor – 7 aufregende Tage im Balkan Outback
Die Fahrt über die Autobahn meistert er besser als erwartet. Unter der Haube arbeitet ein kraftvoller 3-Liter-Twin-Turbo-V6-Benzinmotor, der eine Leistung von 292 PS erbringt. Mit einem Drehmoment von 491 Nm ist er der stärkste Ford Ranger, der jemals in Europa verkauft wurde. In den nächsten Tagen wird er aber noch das volle Ausmaß seiner Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen müssen.
Er ist kraftvoll, aber dennoch erstaunlich sparsam.
Die Fahrt auf der Autobahn verläuft unspektakulär. Für einen Off-Roader ist er erstaunlich komfortabel. Nur das Telefonieren über die Freisprecheinrichtung ist etwas schwierig: „Was rauscht denn bei dir so im Hintergrund? Es klingt, als würdest du neben einem Wasserfall sitzen!“ Ich erkläre meinem Kollegen, wo ich mich befinde. „Nun, das scheint wohl ein Nachteil dieses Gefährts zu sein“, antwortet er lachend. Nein, das ist es nicht. Das unterstreicht eher seinen Abenteuer-Charakter. Ich fahre bewusst keine Limousine!
Auch der Verbrauch ist erfreulich. Meine Reichweite mit einer vollen Tankfüllung liegt bei ca. 550 Kilometer über die Autobahn.
Wintermärchen bei der Ankunft
Ich bin auch unglaublich glücklich über das Wetter! Als ich ankomme, beträgt die Temperatur -10 Grad Celsius und es hat stark geschneit. Faruk ist aufgeregt wie ein Schneekönig über die bevorstehende Tour. Er ist seit Jahren mein Reiseführer und kennt selbst die verborgensten Ecken in den wundervollen Gebirgen von Bosnien-Herzegowina. „Wir haben einige Meter Schnee und es ist extrem kalt!“, begrüßt er mich vielversprechend.
Ich bin wirklich dankbar, dass Faruk mir die einzigartige Schönheit seines Heimatlandes näherbringt. Er erzählt mir stolz von der reichen Geschichte Bosniens und seiner reizenden Kultur. Ich lerne viel über die verschiedenen Traditionen und Bräuche der Menschen hier.
Wie auf der Fahrt bis hierher wird mein Ford Ranger Raptor in der auffälligen Farbe Code Orange bewundert. Ich hatte eher das Gegenteil in unseren Gefilden erwartet, wo ein starker und großer Benziner eher einen Abwehrmechanismus auslöst. Doch beim Raptor ist dies anders. Nicht nur das unglaubliche Design zieht die Menschen an – sei es an Rastplätzen oder Tankstellen. Es ist das, wofür er steht. Der Traum, mit ihm Freiheit und Abenteuer zu erleben! Sogar der Zollbeamte an der österreichisch-deutschen Grenze hält mich an. Nicht, um meine Dokumente zu kontrollieren: “Is des der neue Ranger Raptor? Den gibt noch gar nicht!” Ich erkläre ihm, wo es hingeht. “Und, taugt der was?” “Sicher!” “Das nächste Mal fahrens’ mit ihm über das Häuserl hier und dann machen wir ein Video davon! Des wird a Hit!” Er lacht, als er mir eine gute Reise und viel Spaß wünscht.
Auf zum Outdoor Picnic!
Ich hole meinen Tourguide Faruk ab, der mir unvergessliche hard core off-road Ausflüge versprochen hat. Die Fahrperformance ist auch in Sarajevo, der Hauptstadt des Landes, hervorragend. Guter Überblick, der auch das Passieren der meist engen Seitengassen liquide schafft. “Heute gehen wir picknicken!” Ich verstehe nicht ganz. Mir frieren die Finger schon nach ein paar Sekunden Aufenthalt im Freien ein und oben auf dem Berg Trebevic, unserem heutigen Ziel, wurden heute früh Minus 20 Grad Celsius gemessen. Die Straße bis zur Abzweigung zur Bergspitze ist freigeschaufelt von Schnee. Und ab der Abzweigung? Faruk ist aufgeregt. Ich noch nicht, da ich nicht weiß, was mich erwartet. Die enge Gasse ist mit hohem Schnee bedeckt. Nur zwei Spuren deuten darauf hin, dass ein Wagen vor uns hier war: “Das war der Off-Roader, der die Mitarbeiter hochbrachte.”
Offroad ist nicht gleich offroad
Hier fanden die Olympischen Winterspiele im Jahre 1984 statt und die Reste der Bobbahn können bis heute noch bewundert werden. Doch wir fahren nicht diesen Touriweg, sondern die “Seitengasse”, die viel Abenteuer verspricht. Ich schalte auf 4L um. Der Raptor mit seinen breiten All Terrain Reifen muckt auf und will nicht so richtig voran. Ich muss die Differenzialsperre einschalten. Und dann gräbt er sich langsam seinen Weg bei einer Geschwindigkeit von 4 km/h voraus. Immer wieder schlittert er hin und her, da die Schneedecke zu hoch ist. Ich bin angespannt. Zwar habe ich off-road Erfahrung im Wüstensand – Schnee ist auch Neuland für mich! Der Unterschied ist enorm. Es ist anstrengender und man braucht viel Geduld … Sehr viel Geduld!
Faruk steigt aus und führt mich. Immer wieder muss ich in den Rückwärtsgang und meine Spur erneut graben. Vor allem die zahlreichen Kurven sind eine Herausforderung. Nach zwei Stunden erreichen wir die gewünschte Plattform, die natürlich gar nicht von irgendjemandem genutzt wurde. Faruk reibt sie die Hände! Das wird ein Schnee-Spaß! Er navigiert mich hin und her, um die Scneemassen vorsichtig zu schieben, damit wir die perfekte Position für unser Picknick im Freien erwischen. Die Sonne steht nun an ihrem höchsten Punkt. Die Minusgrade sind erträglich dank ihrer Sonnenstrahlen. Ich mache das feste Aluverdeck auf und Faruk klappt unsere mitgebrachten Camping-Stühle auf. Der Schnee geht mir bis zu den Knien, als ich den Pickup erklimme. Ein atemberaubender Ausblick über die Stadt aus 1500 Meter Höhe belohnt meine Mühe.
Was meinst Du mit ‚Keine Tiere in Sicht‘?
Wir schlürfen Fruchtsäfte und essen leckere bosnische Salz-Gipferl. Die Kamera der Drohne zeigt unsere Position aus der Vogelperspektive. Nichts außer der schneebedeckten Wälder und dem knallorangen Raptor. Geräusche aus der Stadt drängen nicht bis zu uns hervor. Nur das Gezwitscher der Vögel und Rascheln der Bäume sind zu vernehmen. Wir bleiben bis kurz vor dem Sonnenuntergang, da wir noch vor der Dunkelheit die Hauptstraße erwischen wollen. In den Bergen hier gibt es etliche Tiere wie Wölfe aber auch schon wach gewordene Bären. Gerade diese wollen wir, zumindest ich, nicht stören.
Der Rückweg ist easy, da unsere Spur sich verfestigt hat. Keine halbe Stunde dauert es bis zur Hauptstraße. Daheim angekommen bin ich fix und fertig, als ob ich eine stundenlange Skiwanderung hinter mir hätte!
Der Himmel am nächsten Morgen ist bedeckt. Heute steht eine Schneewanderung mit dem Ranger Raptor in den Bergen Bjelasnica und Romanija an. Ich will mir die Falknerei ansehen, welche die letzten autochthonen bosnischen Graufalken gerettet hat. Der Falkner fragt nach unserem Wagen: “Ohne einen gescheiten Off-Roader werdet Ihr mich nicht erreichen können.” Faruk und ich schmunzeln.
Im 4H Modus geht es den Berg hinauf. Als wir zu seinem Bergdorf abbiegen, dieselbe Situation wie gestern. Was für ein Glück! Keine geräumten Straßen! Der Falke erwartet uns schon. Stolz und erhaben beobachtet er uns, während er seine Flügel schlägt. Ich darf ihm nah kommen, auch wenn er keine Kappe trägt.
Die letzten ihrer Art
Er ist Menschen gewohnt: “Aufgrund von gewissen Pestiziden konnten sie sich nicht vermehren und wären beinahe ausgestorben. Wir konnten erreichen, dass sie verboten werden.” Kaled ist vor einigen Jahren aufgrund seiner Liebe zur Natur und den Bergen Falkner geworden. Dieses Hobby hat ihn die Bergen verschlagen, wo er gerade seine Falknerei aufbaut als Edukationszentrum für Schulen und Interessierte. Ich wate durch den Tiefschnee und bewundere die Falken des Landes, die dank Kaled und seiner Vereinskollegen hier noch fliegen dürfen. Sie wildern auch aus, um die Population wieder zu erhöhen. Er blickt optimistisch in die Zukunft, wie er mir im Gespräch erzählt.
Ups, da ist ein Graben
Es geht nun weiter zur Region, genannt Romanija. Der Weg bis zu unserem nächsten Ziel ist zwar teilweise geteert, allerdings kündigt sich Eis bei der schon langsam untergehenden Sonne an. Es geht rauf und runter. “Da vorne ist eine Eisfläche. Gib besser etwas mehr Gas, um oben anzukommen”, erklärt mir Faruk. Ich tue wie mir gesagt. Da es auf der rechten Seite den Abhang hinunter geht, halte ich mich eher links. Beim Gas geben schert der Raptor scharf nach links aus und ich spüre, wie er mit der linken Flanke nach unten sackt. Und dann gibt es kein Voran mehr. “Ups, ich habe total vergessen Dir zu sagen, dass sich am linken Straßenrand ein Kanal befindet.” Faruk grinst mich an.
Ich sitze definitiv fest, der Raptor befindet sich in absoluter Seitenlage. Wir probieren alle Modi durch. Die Reifen drehen durch dank der Eisfläche auf der Straße. Und beide rechten Reifen liegen drauf. „Dann müssen wir eben Schneeketten anlegen.“ Faruk legt sie professionell an. Seine Freude findet ein jähes Ende. Der Raptor schüttet die Kette wie lästiges Ungeziefer ab. Na gut, dann müssen wir ihn eben ausgraben. Der Schnee ist schwer. Es wird auch immer dunkler und unheimlicher. Jetzt beginnt man das Leben der wilden Schönheit zu spüren und zu hören. Es raschelt im Wald. “Wir werden beobachtet”, lacht Faruk.
Nach etwa einer halben Stunde ein neuer Versuch, den Raptor zu befreien. 4L und Differenzialmodus einschalten, um sich langsam nach vorne zu graben. Hinter uns dicht am linken hinteren Reifen ist ein Kanalloch, bei dem natürlich die Abdeckung fehlt. Der Raptor gräbt sich langsam nach vorne, aber auf die Straße möchte er immer noch nicht. Allerdings sind wir nun etwas vom hinteren Kanalloch entfernt. Wir versuchen es im Rückwärtsgang. Und tatsächlich! Als ob nichts gewesen wäre, hebt sich der hintere Reifen ohne Probleme auf die Straße und liquide fahren wir aus der Schneefalle.
Stargazing bei Minus 12 Grad Celsius
Mittlerweile ist es stockdunkel. Aber das Wetter meint es gut mit uns. Der Himmel ist wolkenfrei und wir haben freie Sicht auf den Sternenhimmel. Das ganze Universum scheint mit uns zu kommunizieren. Die Schneekristalle leuchten und das einzige Licht werfen unsere Scheinwerfer. Wintermärchen pur. Wir fahren durch die Lichtung. Faruk bittet mich im Outback anzuhalten: “Stargazing Time!” Er entfernt die Aluabdeckung. Wir ziehen uns warm an und legen uns auf den Pickup. Stille. Nicht mal ein Rascheln ist zu vernehmen. Wir liegen nur da und beobachten die Sterne. Auch die Milchstraße ist wunderbar zu erkennen. Wir vergessen Raum und Zeit und existieren einfach im Einklang mit Mutter Natur und Universum. Keine Ahnung wie lange wir da so saßen. Nur der Hunger trieb uns weiter Richtung Heimat. Aber es war schwer, wieder in das Diesseits zurückzukehren. Die Fahrt mit dem Ranger Raptor und die Freude auf den folgenden Tag erleichterte die Rückkehr.
Der nächste Tag begrüßt uns mit der Sonne. Heute fährt Jasminko mit, ein Freund von Faruk. Er kommt ursprünglich aus Zentral Bosnien und wird uns zum Berg Vlasic bringen. Es zählt auch zu einem der bekannten Skigebiete Bosnien-Herzegowinas. Gut 90 Kilometer geht es über die Hauptstraße von Sarajevo aus. Und heute wird es auch tierisch werden. “Ich werde Dich zu einer Pferdefarm bringen, welche die autochthonen bosnischen Bergpferde rettet”, erklärt mir Faruk. Ich bin fasziniert und traurig zugleich. Die Flora und Fauna in diesem Land ist so reichhaltig und ein Unikat. Allerdings wird sie aufgrund des Klimawandels langsam zerstört.
Bosnische Pferde mit mongolischen Genen
Doch dank einiger Menschen ist die Hoffnung nicht ganz verloren. Wie das Ehepaar Bekic aus Wien, die mit dem Kauf der letzten bosnischen Gebirgspferde aus dem 127 Jahre alten Gestüt Borike in Bosnien-Herzegowina die Rasse rettete. Diese haben einen Stammbaum, der bis zu acht Generationen zurück geht. Was diese Pferderasse auch wertvoll macht: Wissenschaftlich nachgewiesen tragen sie die Gene des Przewalski-Wildpferdes in sich, auch als Asiatisches oder Mongolisches Wildpferd bekannt, und gelten damit als eine der letzten Wildarten ihrer Art.
Vom Ranger Raptor lassen sie sich nicht aus der Fassung bringen. Einmal neugierig den Kopf heben, um zu sehen, was da passiert und dann weiter grasen. Sie sind von kleiner, aber kräftiger Statur und ihr braunes Fell ist sehr dicht. Zwar laufen sie nicht weg, als wir uns ihnen nähern, aber scheu sind sie trotzdem. Nur zu Faruk kommen sie gerne, da er Salz bei sich hat. Ich kann sie mir aus der Nähe betrachten. Sie ähneln tatsächlich ihren Vorfahren aus Asien. Es ist beruhigend zu wissend aß sie hier nun in Ruhe leben können geschützt durch ihren größten Feind: Dem Menschen.
Sarajevo oder Travnik – Wo schmecken sie besser?
Unser winterliches off-road Abenteuer neigt sich dem Ende zu. “Zur Feier des Tages gehen wir traditionell essen in Travnik!” Jasmin freut sich. Ich habe schon oft davon gehört, dass es die besten Cevapi nicht in Sarajevo, ihrem Ursprungsort, sondern in Travnik gibt, einer kleinen historisch reichen Stadt in Zentral-Bosnien. Es geht zum traditionellen Restaurant Hari in der Altstadt. Es ist schon dunkel. Ein Strom an Leuten läuft in eine Richtung. Hier führen wohl alle Wege zum Hari.
Eigentlich esse ich höchstens fünf von den Fleischröllchen. Hier werden zehn Stück bestellt in einem ganzen Fladenbrot. Meine Proteste werden ignoriert. Faruk und Jasmin können meine Reaktion nach meinem ersten Biss kaum erwarten. Nun, so groß wird der Unterschied wohl kaum sein. Ich habe mich geirrt. Der Geschmack ist anders … Sehr anders! Variante Travnik ist der absolute Gewinner und kaum zu toppen! “Sorry Jungs, von mir gibt es heute keine Cevape, die übrig bleiben!” Genüsslich esse ich die gesamte Portion auf.
Morgen geht es wieder zurück nach Deutschland. Mein großer Ranger Raptor leuchtet wieder durch die Nacht. Ein sanfter Riese, dessen ernst zu nehmende Stärke auch dank des auffälligen Lichtdesigns außen dringt. Wird nicht behauptet, dass die Augen das Tor zur Seele sind? Und was sind die Augen bei dem Raptors? Eben. Das, was ich da die letzten Tage erblickte begeisterte mich immer wieder aufs Neue! Ob ich den Ford Ranger Raptor wieder für ein off-road Abenteuer wählen würde? Nun, mit meinen Gedanken bin ich schon wieder auf einem weiteren außergewöhnlichen Trip mit ihm!
Dank an Ford Deutschland, mit dessen Hilfe dieser Road Trip entstehen konnte!
Mehr über Ranger Raptor gibt es hier.