Parada – rosa Trip durch den Balkan
Seit dem 13.09.2012 läuft in den deutschen Kinos der serbische Film „Parada“, ein überraschender Riesenerfolg aus dem Balkan. Es ist ein Film, der die Kinosäle in ganz Ex-Jugoslawien füllte, sei es in Serbien, Bosnien oder Kroatien. Das wäre wohl nicht Ungewöhnliches, wenn der Film nicht ein brisanten Themas behandeln würde.
Es geht um Homophobie und den schweren Alltag schwuler Männer und lesbischer Frauen auf dem Balkan. 2010 mussten 5600 Polizisten die Gay-Parade in Belgrad vor 6000 Hooligans schützen, über 200 Demonstranten wurden verletzt. Der Regisseur Srdjan Dragojevic sah im Fernsehen die schrecklichen Bilder, nahm sich dieses Themas an und schaffte es, auf intelligente Art und Weise ein ernstes Problem auf dem Balkan in eine Komödie zu verpacken, das auch Hardliner unter den Machos erweichen lässt.
Die Hauptfigur im Film ist Limun (Nikola Kojo), ein ehemaliger Kriegsveteran aus Serbien, der nun nach dem Krieg so nichts richtig zu tun hat. Er ist zwar immer noch eine geachtete Person in Serbien, aber seine Brötchen verdient er sich als Security-Mann, der Ghettos der Roma auflösen muss. Die Halskette mit dem großen orthodoxen Kreuz und sein Fitness-Anzug lassen die Herkunft erahnen. Zusammen mit seiner ausgesprochen weiblichen, „natürlich“ blonden und temperamentvollen Verlobten Pearl (Hristina Popovic) bewohnt er eine schöne, ziemlich kitschig eingerichtete Villa in einem noblen Vorort von Belgrad.
Als sie ihre Hochzeit zu planen beginnen, ändert sich das Leben von Limun schlagartig. Mirko (Goran Jevtic), der beste Wedding-Styler der Stadt ist Gay und der Hauptinitiator für die Organisation der Gay-Pride-Parade in Belgrad. Ausgerechnet Limun, der von Schwulen so gar nichts hält, soll auf Wunsch seiner Verlobten diese vor Übergriffen beschützen, sonst gibt es keine Hochzeit.
Limum liebt seine Perle und da er in Belgrad keiner seiner Kontakte dazu bringen kann, ihm bei diesem Unterfangen zu helfen, macht er sich zusammen mit der Liebe des Weddingstylers Radmilo (Milos Samolov) auf dem Weg, eine für diesen harten Job geschaffene Truppe zusammen zu stellen. Im rosa Mini von Radmilo geht es auf Reise quer durch die ehemaligen jugoslawischen Staaten. Limun rekrutiert all seine Bekannten, denen er im Krieg begegnet ist: den bosnischen Islamisten Halil (Dejan Acimovic), der auch Pornofilme in seiner Videothek vertreibt; den kroatischen Faschisten Roko (Goran Navojec), der dauerbesoffen in einer Alkoholschenke arbeitet und den Kosovo-Albaner Azem (Toni MIhajlovski), der an die amerikanische Armee Drogen verklickert.
Zusammengepfercht im rosa Mini fahren sie zurück nach Belgrad, um ihre Mission zu erfüllen. Sie nimmt nicht das Ende, wie sie es sich erhofft haben, aber eines hat die Reise bei jedem einzelnen bewirkt: egal zu welchem Gott man betet oder wen man sich ins Bett holt. Nur der Respekt zu jedem einzelnen Menschen steht im Vordergrund.
Der Regisseur kratzt ganz vorsichtig und sachte an der Oberfläche, so dass keiner zu sehr großen Schaden davon nimmt, die Kritik aber wahrnimmt. Er bemängelt die neureiche Oberschicht, die durch den Krieg zum Reichtum kamen und auch weiterhin in der Politik bevorzugt werden. Um die Ungerechtigkeit von sich abzuwenden, zeigen sie mit dem Finger auf die Schwachen, in diesem Falle die Homosexuellen. Sie sind diejenigen, die den Frust und Aggressivität der verbitterten Bevölkerung abbekommen. Um darauf hinzuweisen, hat er diesen Film gemacht und dass es geklappt hat, erzählte er in einem Interview dem Online-Magazin SPIEGEL: „Ein Freund hat mir erzählt, dass sein Teenager-Sohn schlecht gelaunt nach Hause kam, nachdem er „Parada“ gesehen hatte. Er hätte den Film scheiße gefunden, erzählte der Junge – weil er Schwule jetzt nicht mehr hassen könne. Für diese Leute habe ich den Film gemacht.“
Mehr zum Film unter:
http://www.parada-film.de