Der Chauffeur – Meine Probefahrt im selbstfahrenden Auto
Wie fühlt es sich an, in einem selbstfahrenden Auto unterwegs zu sein?Wir durften eine Tour mit dem Audi A7 Sportback „Jack“ über die Autobahn machen und zukünftiges Piloted Driving im Alltag testen. Ein Erfahrungsbericht
„Mit dir als schlechter Beifahrerin könnte diese Fahrt lustig werden“, grinst ein Freund, als ich ihm erzähle, dass ich pilotiertes Fahren testen darf. Ich muss leider zugeben, dass er Recht hat. Als Copilot fahre ich immer mit und gehöre der Fraktion an, die alles besser weiß. Mein Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das könnte bei der Testfahrt mit „Jack“, dem Audi-Forschungsauto Modell A7 Sportback schwierig werden.
„Jack“ das selbstfahrende Modell A7 Sportback von Audi
Der Konzeptwagen kann selbständig fahren und darf zu Forschungszwecken auch auf deutschen Autobahnen eingesetzt werden. Ich bin nun eine der Glücklichen, die ihn testen darf. Als ehemals großer Fan von Knight Rider will ich natürlich in einem selbst fahrenden Wagen sitzen, der mich über die A9 fährt, einer der meist befahrenen Schnellstraßen Deutschlands.
Von außen unterscheidet sich das Modell nicht von den gängigen seiner Familie. Nur die Aufschrift lässt erkennen, dass es sich um ein besonderes Gefährt handelt. Auch die Innenausstattung habe ich mir etwas spektakulärer vorgestellt. Keine abgefahrenen Knöpfe oder etwas, das irgendwie futuristisch angehaucht ist. Zwei Ingenieure fahren mit. Sie erklären mir alle Funktionen, die ich wissen muss, um in jeder Situation richtig reagieren zu können. Alleine fahren kann Jack nur über die Autobahn ohne Baustellen oder andere Behinderungen. Einsatz im Stadtverkehr ist auf absehbare Zeit nicht möglich.
Die Testfahrt mit dem Autopilot
Wir fahren los. Jack fährt sich normal wie jede gute Limousine auch. Dann kommt der Moment. Ausfahrt Autobahn A9 Richtung Berlin. Der Countdown läuft. „Nun drücken Sie die beiden Knöpfe auf dem Lenkrad und dann lassen Sie los“, erklärt mir die Ingenieurin, die total ruhig und stressfrei neben mir sitzt. Ich lasse automatisch los und das Lenkrad fährt zurück, um mir mehr Freiraum zu geben. Entspannt lehne ich mich zurück. Jack fährt nun 130 km/h auf der rechten Spur.
Ob er schneller als Richtgeschwindigkeit fahren kann? „Sicher, aber das können nur wir einstellen“, grinst die Ingenieurin. Bei Bedarf setzt der Wagen den Blinker und überholt. Schert einer überrascht aus, bremst er ab, um den vorgeschriebenen Abstand einzuhalten. Jack legt das Fahrverhalten an den Tag, das wir in den Fahrschulen lernen, jedoch selten in der Praxis umsetzen. Ich bin überrascht tiefenentspannt und vertraue Jack. Kein einziges Mal verspüre ich ein Bedürfnis, eingreifen zu müssen. Dafür sorgen eingebaute Sensoren, Radarsysteme, Videokameras und Laserscanner. Das Superhirn auf vier Rädern hat 360 Grad-Augen. Mit solch einer Eigenschaft ist kein Mensch ausgestattet.
Vom Autoverkehr befreit
Der Verkehr da draußen interessiert mich in diesem Moment nicht. Als Nicht-Fahrerin genieße ich das Gefühl einer VIP, die in einer Limousine chauffiert wird. Es ist sogar erwünscht, während der pilotierten Testfahrt nicht auf die Straße zu starren. Ich stelle mir gerade vor, wie ich in meinem zukünftigen Auto Mails beantworten und mich auf wichtige Telefongespräche konzentrieren kann. Oder einfach mal im Stau ein Nickerchen mache. Jack übernimmt dann die nervige Phase des ständigen Anfahrens und Bremsens. Wecken wird er mich dabei nicht, denn sein Fahrstil ist sanft.
Kurz bevor wir die Autobahn verlassen kündigt mir der Countdown an, dass ich das Steuer wieder übernehmen muss. Langsam bewegt sich das Lenkrad wieder nach vorne, damit ich es greifen kann. So signalisiere ich Jack, dass ich ihn nun unter meiner Kontrolle habe. Der Übergang ist fließend. Jack und ich sind ein eingespieltes Team. Ich fahre entspannter und zufriedener. Nach etwa einer Stunde ist die außergewöhnliche Spritztour vorbei.
Eine Zukunftsvision – pilotiertes Fahren
Kann ich durch ein Auto wie „Jack“ zu einer besseren Autofahrerin werden? Das vielleicht nicht, aber ich wäre sicher weniger vom Verkehr genervt und würde stressfreier mein Ziel erreichen. Und pilotiertes Fahren trägt mehr zur Sicherheit auf Straßen bei. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung für zukünftiges Fahren.