Sharqiya Sands – Sedimentperlen, verwoben zum rotgoldenen Traum des omanischen Ostens

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Wüstenträume statt wüste Träume? Der Oman hat sie gleich im Doppel am Start. Immer dann, wenn Reiseanbieter die größte Sandwüste der Welt – die Rub al-Khali im Südwesten des Landes – (zu Recht) preisen, reiben sich die Sedimentkörner in der östlichen Sandkiste melancholisch die Pupillen. Denn die oft verkannte Beauty im Osten des Omans wird bei den Dimensionen ihrer Konkurrenz gern übersehen. Tatsächlich jedoch faltet Dir Sharqiya Sands nicht nur am Tag ihre gesamte Magie wie eine unbekannte Karte auf, sondern erwartet Dich zum gemeinsamen Sternegucken in den Wahiba Sands Wüsten-Camps. Wahiba Sands ist übrigens eine andere Bezeichnung für die sandige Schatzkiste – ebenso wie das arabische Äquivalent Rimal Al Wahiba.

Der Inbegriff von Fernweh deluxe – Sandwüste Sharqiya Sands aktiv oder in aller Stille erleben

Der glitzernde Sandkasten ist nach dem Stamm der Bani Wahiba benannt und hat sich in der Region Dschanub asch-Scharqiyya niedergelassen. Dabei wird das Areal um asch-Scharqiyya in einen nördlichen und südlichen Teil segmentiert. Die Dimensionen der Wahiba Sands sind groß, aber überschaubar: Wie ein Handtuch spannen sie sich mit einer Länge von 180 km und Breite von 80 km über das dürre Land.

Bei einer Wüstentour bietet Dir Sharqiya Sands auf etwa 12.500 km² reichlich Sand im Getriebe. Wenn Du Deinen Roadtrip durch den Oman mit einem geeigneten Wüstenschiff unternommen hast, kannst Du die Wüstentäler mit Deinem Vehikel bezwingen. Sharqiya Sands erreichst Du – ausgehend von Muscat – südöstlich nach etwa drei Stunden Fahrtzeit sowie eine Stunde und zwanzig Minuten südlich von der Hafenstadt Sur.

Zwei Zugänge zur Wüste offerieren Dir auf unterschiedlich beschaffenen Routen Offroad-Feeling pur. Zum einen kannst Du Dich direkt bei Bidiyah Castle auf die Tracks vorangegangener Fahrzeuge schwingen. Dabei fährst Du zunächst über eine Distanz von 24 km auf erschauerndem Schotter, bevor sich Dir die Dünenberge im Angesicht Deiner Windschutzscheibe auf Sandwegen entgegenschieben.

In Bidiyah haben auch die exklusiven Wüsten-Camps ihr Nachtlager aufgeschlagen, so dass Du hier zunächst verweilen und den Zauber der Abgeschiedenheit in aller Stille genießen kannst. Eine zweite Option zur Einfahrt ist die Ortschaft Al Wasil, von der aus es mit einer Mischung aus Schotter- und Sandwegen weitergeht. Die Dünen verlaufen stromlinienförmig mit den Spuren des Nord-Süd-Windes, so dass sich die Dünen zu Längsgebilden formiert haben. Deine Fahrtroute wird zwischen den Längsdünen in den von anderen Fahrzeugen „gefrästen“ Wadis sein.

Auf ins Sandgestöber – die Wüste lebt

Auch wenn Du es kaum glauben magst und Dir weit und breit nur das gekörnte Monstrum entgegenstarrt, ist in der Sharqiya Sands Wüste erstaunlich viel Leben aktiv. Neben den Desert Camps, in denen Du als Tourist mit allem Pipapo verwöhnt wirst, haben Wanderbeduinen am Rand der Wüste ihre Lager aufgeschlagen. Da die Beduinen ein Völkchen unter sich sind und keine neugierigen Augenpaare auf sich ruhen lassen möchten, ist das Fotografieren bei der Einfahrt in die Wüste bis zu deren Lager untersagt. Einen flüchtigen Blick kannst Du allenfalls mit etwas Glück erhaschen, wenn Du eine Düne bezwingst und der Wind günstig steht.

Wenig überraschend ist wohl, dass sich in der Sharqiya Sands Wüste Horden von Kamelen tummeln. Wohl aber, dass Dir unter Umständen auch das weiße Kamel begegnen wird. Kontrastreich zeichnet sich seine Silhouette vor den rotgoldenen Dünenbergen ab. Das seltene Wüstenschiff ist vom Aussterben bedroht und daher eine echte Rarität. Foto-Time! Treffe außerdem auf Wölfe, Füchse, Mungos, Wildkatzen und eine Artenvielfalt von mehr als 16.000 wirbellosen Tieren sowie hunderten Vögeln.

Jenseits der Fauna hat sich die von der Meeresnähe inspirierte Flora mit ihrem hohen Feuchtigkeitshaushalt in Wahiba Sands ebenfalls eingelebt und spannt Dir mit der ausladenden Schirmakazie hier und da ein schattiges Schirmchen auf. Perfekt für eine kleine Verschnaufpause in der sengenden Hitze der omanischen Sonne. Um den März herum kann es in Sharqiya Sands hin und wieder zu ergiebigen Regengüssen kommen, so dass nur kurz darauf viele kleine grüne Büsche wie Knubbel aus dem Sandboden poppen. Außerdem gibt es an den westlichen und östlichen Wüstenenden Ghaf-Bäume, die sich zu Wäldern formiert haben – ein bevorzugter Ort der Wüstennomaden und deren Tierherden. Das floristische Quartett rundet üppiger Morgentau ab.

Ein umwerfendes Highlight erwartet Dich mit den bizarr anmutenden Aeolianiten der Sharqiya Sands. Die Abbruchkanten der versteinerten Dünen findest Du im östlichsten Zipfel. Sie erstrecken sich entlang der Küste des Arabischen Meeres. Allein der Kontrast zwischen rotgoldenem Dünensand und tiefblauem Meer ist eine echte Sensation. Weltweit sind es die größten geologisch zusammenhängenden Formationen versteinerter Sanddünen. Blinzele dem in die Sonne getauchten, goldglänzenden Gestein entgegen und fange die einzigartige, mineralisch geprägte Wind-Mischung aus Meer und Wüste ein.

Weiter liegt Dir ein orangeroter Racing-Ground zu Füßen und lädt Dich zum Up- & Downhill in die gigantischen Dünen ein. Genieße den atemberaubenden Sonnenuntergang von Sharqiya Sands in einer Stille, wie Du sie bisher möglicherweise nie gekannt hast. Die zwischen den Sandschichten entstehenden Luftpolster dämpfen die Geräusche des Lebens und fangen alle Töne ein, die im Alltag unterbewusst aufs menschliche Gehirn einströmen. Mehr innere Einkehr ist kaum zu realisieren. Übrigens: Früh aufstehen lohnt sich! Der Moment, wenn zum Sonnenaufgang die Wüste zum Leben erwacht, ist fast noch magischer als die Sunset-Time.

Das Fahren selbst solltest Du Dir zutrauen und bedarf Deiner vollen Aufmerksamkeit. Oberstes Credo – wie in allen anderen Wüsten der Welt auch – ist, dass Du Dich niemals alleine in die goldenen Wogen begibst. Zahlreiche Reiseveranstalter offerieren geführte Wüstentouren durch Sharqiya Sands, bei denen Du von Einheimischen begleitet wirst. Keiner kennt die Herausforderungen besser als sie. Obendrein erfährst Du sicherlich die ein oder andere Anekdote aus dem Alltag der Omanis.

Bevor es losgeht, – pfft! – lass erstmal die Luft aus Deinen Reifen ab. Das verschafft Dir Boden-Grip und ist schon ein erstes Erinnerungsfoto wert. Tricky wird es im südlichen Teil bei den Sicheldünen, da sie Dir durch ihre Wanderlust die Orientierung erschweren können. Gehe mit Deinem Gaspedal liebevoll um, denn zu viel Speed stiebt Dir schneller Sandfontänen um die Ohren, als es Dir womöglich lieb ist. Dennoch kann festgehalten werden, dass Sharqiya Sands für Wüsten-Newbies erst einmal ein Sandkasten zum Anfühlen sein kann, bevor es in die Rub al-Khali geht.

Rein, raus – und dann? – Must-sees rund um Sharqiya Sands

Al-Mintarib

Das kleine Oasen-Dörfchen findest Du bei Bidiyah – dem nördlichen Entree zu Wahiba Sands. Folge dazu auf dem Weg von Ibra nach Sur der Nationalstraße 23. Obwohl Du den Weg zur Oase auf Asphalt befährst, hat der Wind Dein 4WD-getriebenes Fahrzeug goldgelb untersandet. Der antike Kern von Al-Mintarib mit seinem Fort aus dem 13. Jahrhundert verfügt über eine Reihe von bewirtschafteten Gärten.

Ein Souk darf natürlich auch nicht fehlen und wird von den Beduinen zur Grundversorgung genutzt. Das volle Ballett geschäftigen Treibens erwartet Dich in Al-Mintarib immer mittwochs. Wenn Du einmal ganz alleine in einem Fort sein möchtest, hast Du in dem von nur wenigen Touristen besuchten Castle sonntags bis donnerstags jeweils von 07:30 bis 14:30 Uhr die Chance dazu. Im Inneren befinden sich ein antiker Ziehbrunnen, der Wohn- und Rüstungsbereich sowie ganz oben eine Galerie, die Dir ein sagenhaftes Oasen-Panorama schenkt. Von hier aus kannst Du die gewaltigen Dünenkämme der Wahiba Sands schon einmal vorab ins Visier nehmen.

Khuwaymah

Im Südosten der Sharqiya Sands Wüste – dort, wo die Orientierung etwas diffizil wird – triffst Du auf das kleine Idyll Khuwaymah. Das verschlafene Örtchen hat fast schon einen Westerneinschlag und hängt träge in den Seilen der flirrenden Glut von Mittagssonne. Immerhin kannst Du hier schon einmal tanken, auch wenn die Tankstelle etwas vorzeitlich anmutet. Der Ölindustrie im Oman alle Ehre machen auch die öligen kleinen Autowerkstätten.

Stress scheint hier kaum einer zu haben – eher Müh und Not, die Zeit zu füllen. Denn irgendwie scheint diese hier stillzustehen. Nutze sie, um den Druck Deiner Reifen wieder aufzupumpen und gönne Dir in einem der überschaubaren Lebensmittelläden einen kühlen Tropfen. Während er Deine Kehle lasziv hinunterperlt, freut sich bereits Dein nächstes Domizil auf einen Besuch aus der Ferne.

Al-Ashkhara

Wenn Du schon einmal an der Ostküste des Omans und vielleicht sogar ein begeisterter Sportler bist, hast Du in Khuwaymah jetzt die einmalige Gelegenheit, über Schotterwege bis in den Fischerort Al-Ashkhara zu holpern. Hier findest Du einen der besten Kite-Surf-Spots Arabiens und legst Dich bei besten Windbedingungen auf die Sohle des Windes. Der Al-Ashkhara Beach wird von kleinen Steinhütten gesäumt, ist etwa 15 km lang und für Einheimische ein beliebter Ort für einen Picknick-Aufenthalt.

Geologische Entstehung der Sharqiya Sands Wüste

Getrieben vom nördlichen Passatwind Shamal hat sich die Sharqiya Sands im Verlauf der Quartär-Ära formiert. Auf den Shamal traf gleichzeitig der Monsun aus dem Südwesten und kreierte ein aus der südlichen und nördlichen Wahiba addiertes Wüsten-Duo. Es wird angenommen, dass die von Nord nach Süd verlaufenden Dünenlinien des nördlichen Wahiba-Teils ebenfalls das Ergebnis des Monsuns sind. Sie heißen auch Mega-Ridge-Sand-Systeme – benannt nach den scharfen, bis zu 100 m hohen Graten der Nord-Dünen.

Im geologischen Schichtsystem häufelt die Wüste unter den Sand an der Oberfläche Carbonatsand in zementierter Form. Darunter ist der noch recht junge Schwemmboden – sogenannter Alluvialboden – verborgen. Es wird vermutet, dass er aus dem Wadi Batha zu Zeiten des Paläolithikums (der Altsteinzeit) stammt. Er soll etwa 200 m unterhalb der Zwischendünen-Oberfläche liegen. Außerdem ist anzunehmen, dass Winderosion die fast gerade Ebene des Südwestens von Sharqiya Sands zu verantworten hat. Die Sharqiya Sands wurde einst von den Stämmen Al Wahiba, Hikman, Hishm, Al-Amr, Al-Bu-Isa und Janaba bevölkert.

360°-Notfall-Kompass für Sharqiya Sands

Solltest Du bei einem Aufenthalt in Sharqiya Sands eine konsularische Vertretung benötigen, wende Dich an die Deutsche Botschaft in Muscat. Die Telefonnummer ist die +968 2469 1218. Postalisch ist sie in der Diplomatic Area, Al-Khuwair, Jami’at Al-Duwal Al-Arabiah Street, Maskat zu erreichen. Für die kürzeste Strecke brauchst Du von Bidiyah aus knapp etwas über 2 Stunden Fahrzeit.

Es ist nicht zu hoffen und dennoch kann es passieren, dass Du ein Krankenhaus aufsuchen musst. Recht flott bist Du im Bidiyah Hospital. Du findest es unter den Koordinaten 22.452704, 58.803062 und erreichst es telefonisch unter +968 25 583535. Rechne damit, dass es hier etwas überlaufen sein könnte. Von ehemaligen Patienten sehr gut bewertet hingegen ist das Ibra Hospital. Hier lautet die Telefonnummer +968 25 587100. Es kann unter den Koordinaten 22.662517, 58.592230 aufgesucht werden.

Beide Krankenhäuser liegen in der Nähe des Wahiba-Sands-Zugangs bei Bidiyah Castle. Denke daran, die Daten Deiner Auslandskrankenversicherung und möglichst eine von Deiner Versicherungsgesellschaft ausgestellte Bescheinigung in Arabisch mitzuführen. Sicher ist sicher!

Die Police Station Jalan Bani Bu Hassan auf der Strecke zwischen Bidiyah und Al-Ashkhara hilft Dir im Notfall unter +968 25 550420 beziehungsweise dem landesweiten Notruf 9999. Die Koordinaten der Polizeistation lauten: 22.084644, 59.293729.

Falls Dein Wagen beim Roadtrip liegen bleibt oder Du einfach mal das Feeling in der Wildnis spüren willst – ein Taxi kannst Du Dir in Ibra am Taxi-Stand für eine außergewöhnliche Tour schnappen.

Restaurants um Sharqiya Sands – kleine, aber feine Selektion

Rawazen Restaurant

Wenn Du außerhalb der Wüsten-Camps Lust auf einen Restaurantbesuch hast, ist das Rawazen Restaurant in Ibra eine fantastische Wahl. In einem sehr gepflegten Ambiente umschmeichelt indische, türkische und orientalische Küche Deinen Gaumen und das bei einem ausgesprochen freundlichen Service sowie zum äußerst akzeptablen Preis. Von Fleisch über Hühnchen bis Fisch, Pasta, Reis und vegetarischen Spezialitäten darfst Du getrost aus dem Vollen schöpfen.

Einkaufsmöglichkeiten um Sharqiya Sands – Shoppen in der Abgeschiedenheit

Zaher Shopping Center

In Bidiyah, unter den Koordinaten 22.436965, 58.801216, findest Du eine winzige Shopping Mall. Sie hat montags bis freitags von 7 bis 13 Uhr sowie 16 bis 22 Uhr geöffnet und Waren des täglichen Bedarfs im Angebot.

Al Asalah Mart

Etwa 5 Autominuten vom Bidiyah Hospital entfernt, triffst Du unter den Koordinaten 22.450778, 58.814009 auf den Supermarkt Al Asalah MArt. Auch hier ist die Grundversorgung sichergestellt.

Übernachten in Sharqiya Sands – eigenes Zelt vs. Sternenzelt im Wüsten-Camp

Auch wenn Du in der Wüste wild zelten darfst, sind die traumhaften Wüsten-Camps im Norden eine finanzielle Sünde wert. Im exklusiven Desert Rose Camp, Thousand Nights Camp und Arabian Oryx Camp direkt zwischen den Sand-Giganten wird Dir jeder Wunsch von den glänzenden Augen abgelesen. Oman at its best!

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